Das sind die häufigsten Vorlieben von Menschen, die fremdgehen, laut Psychologie

Du kennst das bestimmt: Da schleicht sich plötzlich dieses mulmige Gefühl ein. Irgendwas stimmt nicht. Dein Partner verhält sich anders, hat neue Interessen entwickelt oder wirkt geheimnisvoller als sonst. Während du dir den Kopf zerbrichst, fragst du dich vielleicht: Gibt es Warnsignale, die ich übersehen habe? Die gute Nachricht: Psychologen haben tatsächlich faszinierende Muster entdeckt. Die weniger gute: Es ist deutlich komplizierter, als einfach zu sagen „Heavy-Metal-Fans sind untreuer“ oder „Yoga-Liebhaber bleiben treu“. Aber hey, die Wahrheit ist oft spannender als die Mythen.

Warum dein Musikgeschmack dich nicht zum Fremdgänger macht (aber deine Persönlichkeit schon)

Lass uns direkt mit dem größten Mythos aufräumen: Es gibt keine einzige wissenschaftliche Studie, die beweist, dass Menschen mit bestimmtem Musikgeschmack häufiger fremdgehen. Weder Metalheads noch Klassik-Fans haben eine höhere Untreue-Rate. Das ist einfach Blödsinn, der durch soziale Medien geistert.

Aber hier wird es interessant: Was Forscher herausgefunden haben, ist der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Untreue. Cannetti und seine Kollegen untersuchten 2015 die berühmten „Big Five“ Persönlichkeitsdimensionen und entdeckten dabei verblüffende Muster. Menschen, die offen für neue Erfahrungen sind, neigen tatsächlich eher zu emotionaler Untreue. Das macht total Sinn: Wer ständig nach dem nächsten Kick sucht, beschränkt sich möglicherweise nicht nur auf eine Person.

Noch krasser ist der Befund zu extravertierten Menschen. Die Partylöwen und Socializer unter uns haben laut mehreren Studien eine höhere Tendenz zu sexuellen Affären. Sie lieben Aufmerksamkeit, das Flirten, den Nervenkitzel der Verführung. Ihre gesellige Natur bringt sie automatisch in Situationen, wo Versuchungen lauern.

Wenn neue Hobbys plötzlich verdächtig werden

Jetzt wird es richtig spannend: Während kein Hobby an sich untreu macht, können plötzliche Veränderungen in den Freizeitaktivitäten durchaus aufschlussreich sein. Die Psychologin Shirley Glass, eine Pionierin der Untreue-Forschung, beschreibt das als „emotionale Flucht“. Menschen, die in ihrer Beziehung unglücklich sind, suchen sich oft neue, aufregende Beschäftigungen.

Das klassische Beispiel: Jemand, der jahrelang ein gemütlicher Stubenhocker war, meldet sich plötzlich zum Salsa-Kurs an. An sich ist das fantastisch und gesund. Problematisch wird es, wenn diese neue Aktivität hauptsächlich dazu dient, dem Beziehungsalltag zu entfliehen und neue, aufregende Menschen kennenzulernen.

Paartherapeuten berichten von typischen Mustern: Plötzlich wird das Fitnessstudio entdeckt, Tanzkurse werden interessant, oder die Leidenschaft für das Nachtleben erwacht wieder. Es geht nicht um das Hobby selbst, sondern um die Motivation dahinter.

Die Impulskontrolle-Falle: Warum manche Menschen einfach nicht widerstehen können

Hier kommt einer der faszinierendsten Befunde der Untreue-Forschung: Wissenschaftler der Universität Florida entdeckten, dass Menschen mit schwacher Impulskontrolle deutlich häufiger fremdgehen – und zwar völlig unabhängig davon, wie glücklich sie in ihrer Beziehung sind. Das erklärt auch, warum Alkohol bei so vielen Seitensprüngen eine Rolle spielt.

Diese Menschen haben charakteristische Eigenschaften: Sie lieben den Nervenkitzel, das Risiko, die sofortige Befriedigung. Das zeigt sich in allen Lebensbereichen. Sie sind oft die ersten bei neuen Trends, kaufen impulsiv ein, wechseln häufig ihre Hobbys und haben eine Schwäche für Glücksspiele oder Extremsportarten.

Du kennst sicher jemanden, der ständig neue Projekte anfängt, aber selten zu Ende bringt. Der spontan teure Sachen kauft und später bereut. Der bei Partys immer „einen über den Durst trinkt“. Diese Person hat möglicherweise generell Probleme mit der Selbstkontrolle – auch in Beziehungen.

Das Selbstwertgefühl-Paradox: Warum sowohl unsichere als auch selbstbewusste Menschen fremdgehen

Hier räumt die Forschung mit einem weiteren Vorurteil auf: Es sind nicht nur Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl, die fremdgehen. Studien von Zeigler-Hill und Kollegen zeigten, dass Menschen mit instabilem Selbstwertgefühl – egal ob hoch oder niedrig – ein erhöhtes Risiko für Untreue haben.

Diese emotionale Instabilität zeigt sich oft in wechselhaften Vorlieben. Heute Yoga, morgen Crossfit. Gestern Country-Musik, heute Techno. Diese Menschen sind wie Chamäleons, ständig auf der Suche nach der nächsten Identität, dem nächsten Kick, der nächsten Bestätigung.

Sie sammeln Hobbys wie andere Briefmarken, immer in der Hoffnung, endlich das zu finden, was sie vollständig ausfüllt. Das Problem: Diese Suche macht oft nicht bei Freizeitaktivitäten halt.

Wenn Beziehungsunzufriedenheit kreativ wird

Eine der stärksten Vorhersagen für Untreue ist laut Studien von Heiden und Schneider die Beziehungsunzufriedenheit. Aber hier wird es psychologisch richtig interessant: Menschen kompensieren diese Unzufriedenheit oft durch neue Hobbys, bevor sie tatsächlich fremdgehen.

Es ist ein unbewusster Versuch, das zu finden, was in der Beziehung fehlt. Mangelt es an Aufregung, werden plötzlich aufregende Hobbys gesucht. Fehlt Intimität, werden Aktivitäten gewählt, die körperliche Nähe versprechen – Paartanz, Massagekurse, Kontaktsportarten. Fehlt intellektuelle Stimulation, werden Literaturkreise oder Philosophie-Cafés interessant.

Das Tückische: Diese Kompensation funktioniert oft nur kurz. Wenn die neuen Hobbys nicht die erhoffte Erfüllung bringen, wird die Suche intensiver – und möglicherweise auf andere Menschen ausgeweitet.

Die Libido-Falle: Wenn zu viel Lust zum Problem wird

Besonders überraschend ist eine Entdeckung der Universität Florida: Menschen mit besonders hohem sexuellen Interesse neigen häufiger zu Untreue – und das sogar dann, wenn sie mit ihrem Sexleben grundsätzlich zufrieden sind. Es ist wie ein unstillbarer Hunger nach Abwechslung und neuen Erfahrungen.

Diese Menschen haben oft erkennbare Vorlieben: Sie interessieren sich für erotische Kunst, lesen entsprechende Literatur, schauen provokante Filme und haben eine sehr offene Einstellung zu Sexualität. Das macht sie nicht automatisch untreu, erhöht aber statistisch das Risiko.

Ihre Hobbys spiegeln oft diese Offenheit wider: Sie gehen gern tanzen, lieben sinnliche Erfahrungen wie Weinverkostungen oder Kochkurse, und sind oft in Bereichen aktiv, wo körperliche Attraktivität eine Rolle spielt.

Der Social Media-Faktor: Moderne Versuchungen verstehen

In unserer digitalen Zeit haben sich völlig neue Muster entwickelt. Menschen, die exzessiv soziale Medien nutzen – besonders auf Plattformen, die auf Äußerlichkeiten fokussiert sind – zeigen häufiger Anzeichen für potentielle Untreue.

Sie sammeln Likes und Kommentare wie Trophäen, genießen die Aufmerksamkeit fremder Menschen und flirten online, oft ohne sich der Tragweite bewusst zu sein. Fitness wird zum „Hobby“, aber hauptsächlich für die perfekten Instagram-Posts. Die Selfie-Frequenz steigt dramatisch.

Dating-Apps werden zur „harmlosen“ Beschäftigung – angeblich nur aus Neugier oder zur Ego-Stärkung. Es beginnt unschuldig, aber die Psychologie der sozialen Bestätigung kann eine gefährliche Eigendynamik entwickeln.

Die Warnsignale richtig deuten

Paartherapeuten berichten von typischen Mustern, die sie bei Menschen beobachten, die später untreu werden. Dabei geht es weniger um spezifische Hobbys, sondern um Verhaltensänderungen:

  • Plötzliche Leidenschaft für soziale Aktivitäten: Besonders solche, die viele neue Kontakte ermöglichen
  • Geheimnisvolle neue Interessen: Hobbys, die seltsamerweise immer allein und ohne Erklärung ausgeübt werden
  • Erhöhtes Interesse am Aussehen: Neue Kleidung, veränderte Pflegeroutine, plötzliche Fitnessstudio-Begeisterung
  • Veränderte Kommunikation: Neue Themen, die nie zuvor interessant waren
  • Sozialer Aktionismus: Vermehrte Teilnahme an Events, Partys oder „beruflichen“ Veranstaltungen

Warum Veränderungen wichtiger sind als absolute Vorlieben

Das Entscheidende ist nicht, ob jemand gern Heavy Metal hört oder Bergsteigen geht. Entscheidend sind plötzliche, drastische Veränderungen. Wenn ein Mensch, der jahrelang bestimmte Vorlieben hatte, plötzlich komplett andere Interessen entwickelt, kann das verschiedene Gründe haben: Midlife-Crisis, Unzufriedenheit, Identitätssuche – oder eben den Wunsch, einer anderen Person zu gefallen.

Psychologen beobachten immer wieder das gleiche Muster: Menschen verändern ihre Hobbys, ihren Musikgeschmack, ihre Freizeitaktivitäten, um sich einer Person anzunähern, die sie interessant finden. Der 45-jährige Familienmensch entdeckt plötzlich seine Liebe zu elektronischer Musik. Die introvertierte Buchhalterin wird zur Partygängerin. Der Stubenhocker meldet sich zum Marathontraining an.

Die gute Nachricht: Du bist nicht deine Vorlieben

Nach all diesen psychologischen Erkenntnissen ist es wichtig zu betonen: Keine Vorliebe, kein Hobby, kein Musikgeschmack macht jemanden automatisch untreu. Millionen von Menschen sind offen für neue Erfahrungen und bleiben trotzdem treu. Unzählige extravertierte Menschen lieben ihre Partner über alles. Die meisten impulsiven Menschen lernen, ihre Impulse in gesunde Bahnen zu lenken.

Es geht darum, Muster und Veränderungen zu verstehen. Wenn sich jemand drastisch verändert – in seinen Interessen, seinem Verhalten, seinen Prioritäten – kann das ein Hinweis auf tieferliegende Probleme sein. Manchmal ist es eine Midlife-Crisis, manchmal Unzufriedenheit, manchmal der natürliche Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung.

Die wertvollste Erkenntnis der Untreue-Forschung ist nicht, dass wir Menschen anhand ihrer Spotify-Playlist beurteilen sollten. Sie lehrt uns, aufmerksam für Veränderungen zu sein, offen zu kommunizieren und zu verstehen, dass Beziehungen kontinuierliche Pflege brauchen.

Denn am Ende entscheidet weder der Musikgeschmack noch das Lieblingshobby über Treue oder Untreue. Es ist die bewusste, täglich erneuerte Entscheidung, wie wir mit Versuchungen und Beziehungsherausforderungen umgehen. Und diese Entscheidung liegt immer bei uns selbst – egal ob wir nun Heavy Metal oder Volksmusik hören.

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